In der geschichtlichen Betrachtung nehmen psychische Krankheiten
einen besonderen Stellenwert ein. Dank moderner
Medikamente hat sich die Situation der Betroffenen
deutlich verbessert.
Jahrhundertelang wurden Menschen mit psychischen
Erkrankungen in Verließen eingesperrt und
als ,,Hexen" oder ,,vom Teufel besessen" bezeichnet.
In den Kerkern vegetierten sie vor sich hin
und wurden mit Drehmaschinen, glühenden
Eisen und anderen Dingen gefoltert oder hingerichtet.
Nach der französischen Revolution
änderten sich diese Zustände, es kam zu
einem Umschwung und zur Befreiung der
Kranken aus Ketten und Kerkern.
Zeitalter der
modernern Psychiatrie
Während man bis dahin Medikamente aus
der Gruppe der psychotropen Drogen einsetzte,
die euphorische Zustände oder Halluzinationen
hervorrufen, nahmen nun insbesondere Sedativa
und Hypnotika, mit deren Hilfe z.B. Aggressionen oder
psychotische Zustände beherrscht werden konnten, ohne
die Kranken ständig einsperren zu müssen, diesen
Platz ein. Psychiatrische Krankenhäuser stellten in dieser
Zeit eher eine Art Verwahrungsanstalt dar, in
denen die psychisch Kranken in einem Dämmerzustand
dahinvegetierten.
Mit der Entdeckung des Neuroleptikums
Chlorpromazin (1952) brach das Zeitalter
der modernen Psychopharmaka an. Die
Entwicklung moderner Psychopharmaka
brachte die Öffnung neuer psychiatrischer
Krankenhäuser mit sich, in denen
die Patienten zwar nicht nicht immer
von ihrer Krankheit, jedoch wenigstens
von einer Dauerhospitalisierung befreit
werden konnten.
Medikamente sind aus dem heutigen
psychiatrischen Alltag nicht wegzudenken.
Die Kombination von Soziotherapie,
Psychopharmakotherapie
und Psychotherapie steht im
Zentrum. Es gibt jedoch wenig in
unserer modernen Welt, über das
immer noch soviele Vorurteile
bestehen wie über Psychopharmaka. Die heute zur Verfügung stehenden Psychopharmaka
sind unentbehrliche Hilfsmittel
bei der Behandlung schwerer psychischer
Störungen. Dazu gehören Schizophrenien,
manisch-depressive Erkrankungen, akute
Ängste oder depressive Störungen mit akuter
Suizidalität. Psychopharmaka beseitigen nicht
die Krankheit. Aber sie helfen, die quälenden, lebensbehindernden
Beschwerden zum Verschwinden
zu bringen oder zu lindern, so dass der Betroffene vielfach
wieder in die Lage versetzt wird, am „normalen Leben“ teilzunehmen.